Wie ich heute morgen das Fenster öffne, ist die Sonne am wolkenlosen Himmel längst aufgegangen.
(Gerhart Hauptmann)
Heute strahlt die Sonne von einem makellos blauen Himmel. Es ist das perfekte Wetter, um den gestern ausgefallenen Ausflug auf die Palamídi-Festung nachzuholen. Das mächtige Bauwerk kann von der Altstadt auf einer steilen Treppe mit über 900 Stufen erklommen werden, wir wählen jedoch die längere, aber bequeme Anfahrt mit dem Auto. Die Anlage galt zu ihrer Zeit als das stärkste Bollwerk des griechischen Festlands.
Bereits von der Terrasse hinter dem Eingangstor ist die Aussicht großartig. Im Gewimmel der unter uns liegenden Altstadt versuchen wir alle uns inzwischen bekannten Gebäude zu identifizieren. Kein einfaches Unterfangen! In der Bucht liegt malerisch ein Kreuzfahrt-Segelschiff der luxuriösen "Wind Star"-Linie vor Anker und gegenüber ist die Stadt Árgos mit ihrer ebenfalls hoch gelegenen Burg in der klaren Luft messerscharf zu erkennen. Eine solche Lokation schreit geradezu nach einigen Erinnerungsfotos.
Die Anlage zieht sich ein gutes Stück den Berghang hinauf. Es ergeben sich immer wieder neue Aussichtspunkte und Blickwinkel. An manchen Stellen sind die Festungsmauern bis unmittelbar an den Abgrund gebaut. Was ich besonders mag: Zwischen den unzähligen toten Mauern gibt es immer wieder Leben zu entdecken. Ein großer Segelfalter präsentiert sich mir und ein zartes Mohnpflänzchen hat sich zwischen den glühenden Steinen seinen Platz erobert.
Schließlich erreichen wir den Punkt der besten Aussicht. Von hier sind nicht nur die komplette Alt- und Neustadt, sondern auch das gesamte Umland zu überblicken. Die Fernsicht bis zu den hohen Bergen der zentralen Pelopónnes im Westen ist fantastisch.
Ich bemerke, daß alles in einem fast weißen Lichte unter mir liegt: die Straßen und Dächer der Stadt,
der Himmel, die Landschaft mit ihren Wiesen, Olivenwäldern und fernen Bergen.
(Gerhart Hauptmann)
Gegen Mittag sind wir mit unserer Besichtigung fertig und fahren erneut zum nahegelegenen Karathónas-Strand. Das Thermometer ist bei 36°C stehen geblieben. Da ist eine Abkühlung im Meer die beste Alternative. Wir haben einen Rest Kirschen vom Wochenmarkt dabei, und mit "Frozen Lemon" und "Freddo Espresso" lässt sich der Nachmittag gut verbringen. Wer keinen Sonnenschirm besitzt oder mietet, freut sich über den Schatten der zahlreichen Bäume.
Um 17 Uhr entwickelt sich eine einzige große Wolke über dem Argolischen Golf. Es beginnt leise zu donnern und für eine halbe Stunde fallen ein paar Tropfen. Die wenigen, die es bis zum Boden schaffen, bringen der heißen Haut keine nennenswerte Abkühlung oder verdunsten auf dem glühenden Sand schneller als sie fallen. Hilfreicher ist da ein eisgekühltes Mýthos-Bier gegen den Durst. Gegen 19 Uhr kehren wir ins Hotel zurück.
Erst nach Sonnenuntergang steht das Abendessen in einer Taverne der "Restaurant-Gasse" an. Der Tsatsíki ist in Ordnung, aber die in einer säuerlichen Pilz-Wein-Soße geschmorten Pancetta-Streifen sind eher etwas für anspruchslose Geschmäcker. Der Nachtisch in Form eines mit Honigsirup getränkten, lebkuchenartigen Gebäcks ist heute der kulinarische Höhepunkt.