Ich stehe zeitig auf, da ich um kurz nach 6 Uhr die Metro zum Flughafen nehmen muss. Beim Bau der Station "Dimotikó Théatro" wurde 7,5 Meter unter dem heutigen Niveau des Stadtzentrums ein antikes Aquädukt entdeckt, das - wie in allen Athener Metrostationen - wie in einem Museum präsentiert wird. Die Haltestelle selbst ist modern und so sauber, als wäre sie erst heute Morgen eröffnet worden. Dabei ist sie seit zwei Jahren in Betrieb. Kein einziges Graffito verunziert die Wände und nicht das kleinste Kaugummi klebt auf den Bodenfliesen. Dabei sind nicht nur die Bahnsteige so sauber, die Bahnen sind es ebenfalls. Gäbe es das doch auch in Deutschland!
Für ihre 50 Kilometer lange Strecke benötigt die Metro 65 Minuten, und so erreiche ich den Flughafen in der Morgendämmerung. Zeit für ein Frühstück! Ich erstehe an der auffallend belebten Freilufttheke einer Bäckerei ein Salami-Baguette, das ebenso gut ist wie der dortige Americano.
Der Rest der Reise ist oft durchlebte Routine, bis hin zum Traumwetter, das mir den Abschied nicht erleichtern will. Beim Boarding amüsieren mich die ratlosen Gesichter mancher Passagiere beim Anblick der griechischen Transliteration unseres Zielflughafens Düsseldorf und die sichtbare Erleichterung, wenn die Anzeige nach einigen Sekunden auf das lateinische Alphabet umschaltet.
Wir heben auf die Minute pünktlich ab, fliegen eine Schleife um Athén und folgen dem Golf von Kórinth, wo ich einen letzten Blick auf die Küste nahe Délphi und das Parnass-Massiv werfen kann. Die weitere Route führt parallel der Adriaküste über das Festland und verliert sich bald in Dunst und Wolken.
Reisen heißt zu entdecken, dass alle unrecht haben mit dem, was sie über andere Länder denken.
(Aldous Huxley)