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Der Morgen beginnt mit dem gleichen guten Frühstück wie am Vortag. Die Bäckereien arbeiten auf Hochtouren, im Ort riecht es nach Kaffee und Zimt. Mein Zimmer muss ich bis 11 Uhr räumen und am Nachmittag die Fähre erwischen. Was mache ich mit den paar Stunden dazwischen?

Es bietet sich an, etwas zu tun, was ich im Urlaub recht selten mache: ich besuche ein Museum. Das "Milos Mining Museum", kurz "MMM" am Ortsausgang von Adámas präsentiert in professioneller Weise Informationen und Exponate aus der Geschichte des Bergbaus auf Mílos. Für seine geringe Größe empfinde ich den Eintritt überhöht und es ist genau so sehr ein Geologie- wie Bergbaumuseum, was manchen Besucher enttäuschen könnte, meinen Neigungen jedoch entgegenkommt.

Besonders interessant finde ich die Videointerviews von Zeitzeugen, Männern und Frauen, die in den Minen gearbeitet haben, auch in der, deren Reste ich gerade gestern erst besichtigt habe. Zum Beispiel wurden dort wegen der Abgeschiedenheit und der damit verbundenen Schwierigkeit der Bargeldversorgung firmeneigene Münzen geprägt, die in der Kantine und in einem kleinen Laden verwendet werden konnten. Ihr Wert wurde am Monatsende mit dem Lohn verrechnet.

Um die Mittagszeit unternehme ich einen letzten Bummel durch den Ort, stöbere in den malerischen Gassen und hole dann mein Gepäck, welches ich im Hotel deponiert hatte. In meiner Frühstücks- und Abendbierbar genehmige ich mir ein letztes Mámos-Bier. Da die Meteorologen auffrischenden Wind und folglich höheren Wellengang angekündigt haben, verzichte ich auf ein Mittagessen. Was nicht im Magen ist, kann auch nicht hinauswollen.

Anderthalb Stunden vor der geplanten Abfahrt meldet die Reederei eine zu erwartende Verspätung von mindestens 90 Minuten. Bei stärkerem Seegang können die Katamaranfähren nicht die volle Motorleistung zu Wasser bringen. Ich riskiere nun doch ein Sandwich und ein zweites Bier. Letztendlich werden es zwei Stunden Verspätung.

Im Unterschied zur Hin- findet die Rückfahrt mit einer "Superjet", einer reinen Personenfähre, statt. Sie ist deutlich kleiner und - was schwerer wiegt - hat kein offenes Deck. Der Innenraum ist noch flugzeugähnlicher als auf der Hinfahrt und die Beinfreiheit noch eingeschränkter, sofern man nicht bereit ist, den Aufpreis für einen Clubsessel zu zahlen. Immerhin kann ich zunächst auf dem Sims der Frontscheibe sitzen, sodass ich etwas Aussicht habe, soweit es die bespritzten und salzverkrusteten Scheiben erlauben.

Zu Beginn macht die Fahrt Spaß, aber kaum, dass wir auf offener See sind, geht es ganz schön heftig zur Sache. Es ist kein Schaukeln und Schlingern wie bei einem normalen Schiff, sondern eher ein heftiges Poltern, Stampfen und Schütteln. Es wird schnell sehr ruhig an Bord und manche Passagiere halten bereits die Tüten in Händen. Die Erfahrung, mit einer kleinen Katamaran-Personenfähre bei Windstärke 6-7 über das offene Meer zu pflügen, brauche ich kein zweites Mal. Es macht so viel Spaß wie ein dreistündiger Landeanflug durch eine tropische Gewitterfront.

Das sicherste Mittel gegen Seekrankheit: sich unter einen Apfelbaum legen.
(Horatio Nelson)

Erst als wir in den Saronischen Golf einfahren, der von der Pelepónnes, dem Isthmus von Korinth und Attika umschlossen wird, beruhigt sich die Lage deutlich und die Stimmung steigt hörbar. Eine halbe Stunde später, um 22 Uhr, legen wir im Hafen von Piräus an. Ich hatte mir im gleichen Hotel wie vor einer Woche ein Zimmer reserviert, in dem ich wenige Minuten später einchecke. Auf den Straßen ist um diese Zeit noch einiges Leben. Wenn mein Magen nicht eben erst drei Stunden Schwerstarbeit geleistet hätte, würde er vermutlich mächtig knurren, aber nun muss er sich erst einmal beruhigen und so gehe ich ohne Abendessen zu Bett. Das stimmt nicht ganz: Vom Wander-Notproviant sind zwei Riegel übrig, einer ist für jetzt, der andere muss mir morgen früh den Weg zum Flughafen ebnen.

Adámas:


Fährfahrt:


Piräus: