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Wir erwachen bei erneutem Kaiserwetter. Weil uns ein Urlaub in Griechenland ganz ohne Meer schwer vorstellbar erscheint, haben wir für den heutigen Tag einen Ausflug nach Piräus geplant. Wir spazieren zum Omónia-Platz und nehmen dort die Metro-Linie 1. Diese im Volksmund "Ilektrikós" bezeichnete Strecke, die bis in das Jahr 2000 die einzige war, wurde bereits 1869 in Betrieb genommen und ist eigentlich eine Stadtbahn, da sie abgesehen von kurzen Tunneln oberirdisch verläuft. Für 1,20 € gelangen wir in gut 20 Minuten ins 10 Kilometer entfernte Piräus.

Von diesen vierundzwanzig Haltestellen haben nur fünf ihren alten Charme behalten: die Endstationen Piräus und Kifissia, Monastiraki sowie Omonoia und Viktoria.
(Petros Markaris)

Gemäß der historischen Bedeutung der Bahnstrecke hat der Endhaltepunkt nichts mit einer Metrostation gemein, sondert erinnert in seiner Architektur an einen typischen europäischen Kopfbahnhof des 19. Jahrhunderts. Beim Verlassen des Gebäudes nimmt man sofort den typischen Hafengeruch wahr, diese charakteristische Mischung aus Meer, Algen und Dieselruß.

Obwohl Piräus oft lediglich als Hafen von Athén wahrgenommen wird, handelt es sich um eine moderne eigenständige Stadt. Mit mehr als 160.000 Einwohnern ist sie nicht nur die fünftgrößte Stadt des Landes, sondern ein wichtiges Industrie- und Wirtschaftszentrum. Der Hafen ist bezogen auf umgeschlagene Containerfracht der größte im Mittelmeer und mit fast 19 Millionen Passagieren sogar der größte Passagierhafen Europas.

Vom Bahnhof bis zur Wasserfront des Fährhafens sind es nur wenige Meter. Bänke laden dazu ein, Platz zu nehmen und dem regen Treiben zuzuschauen. Dutzende große Fähren liegen am Kai, Menschen, PKWs und Lastkraftwagen stehen in Warteposition bereit oder quellen aus den Ladeluken. Es ist ein ununterbrochenes Kommen und Gehen. Wir spazieren durch den Hafen und saugen die umtriebige Atmosphäre, beim Anblick der Kreuzfahrtschiffe und Seevögel, in uns auf.

Schließlich wenden wir uns vom Ufer ab, überqueren den Hügel der Altstadt und erreichen auf der gegenüberliegenden Seite der Halbinsel den Yachthafen. Die Mischung von Dieselabgas und zahlreichen blühenden Orangenbäumen sorgt für interessante olfaktorische Eindrücke.

In der Marina Zéas liegen Boote in großer Vielfalt. Von der Zwei-Meter-Nussschale bis zur Multimillionen-Dollar-Luxusyacht ist alles vertreten. Eine gepflegte Promenade umgibt die Marina auf der gesamten Länge. An der dem Wasser zugewandten Seite haben Bars und Cafés ihre Stühle platziert, die gegenüber liegenden Fischrestaurants sind unübersehbar ausgeschildert. Wie in der City machen auch hier Orangenbäume den Großteil des Grüns aus.

Die Temperatur übersteigt inzwischen die gestrige Höchstmarke und erreicht knapp 30°C. An der Ausfahrt der Marina zum offenen Meer bietet das "Monte Carlo Coffee" nicht nur eine einladende Terrasse und erfrischende Getränke, sondern mit den ein- und ausfahrenden Yachten auch genügend Schauwerte. Ein schöner, ruhiger Gegenpol zum lebhaften Athén. Die Zeit vergeht wie im Flug.

Am späten Mittag ruft der Hunger. Natürlich wollen wir eine Fischtaverne aufsuchen, allerdings nicht gerade unmittelbar am Yachthafen. Im Vorfeld hatte ich etwas recherchiert und einige Insider-Empfehlungen in der Innenstadt ausgemacht. Der Weg dorthin ist nicht nur überraschend weit, sondern durch die Lage auf einem Hügel in der Mittagshitze auch anstrengender als erwartet. In der Taverne Giánnis finden wir schließlich unseren Platz.

Heny sucht sich in der Küche eine Rote Meerbarbe aus, ich wähle eine große Portion gegrillter Sardellen sowie eine Portion Muscheln. Ein griechischer Bauernsalat und zwei eiskalte Mýthos runden das Mahl ab. An den übrigen Tischen entdecken wir niemanden, der nach Tourist aussieht und selbst aufmerksames Lauschen lässt uns keine andere Sprache als Griechisch hören. Mit gut 50 € ist das leckere Essen seinen Preis allemal wert.

Gegen 16 Uhr erreichen wir wieder den Bahnhof, wo ein passender Zug bereits abfahrbereit am Gleis wartet. Da wir am Abend noch etwas vorhaben, genehmigen wir uns zunächst eine ausgiebige Siesta.

Der Lykavittós ist mit fast 280 Metern die mit Abstand höchste Erhebung im Stadtzentrum und damit ein beliebter Aussichtspunkt. Er liegt im Stadtteil Kolonáki, welches vom Hotel aus gesehen hinter dem Parlament beginnt. Wegen der Nähe zum politischen Zentrum finden sich hier zahlreiche Botschaften und repräsentative öffentliche Gebäude. Beim Spaziergang durch die Straßen bemerken wir ein insgesamt schickeres Erscheinungsbild, exklusivere Geschäfte und gehobenere Restaurants als im übrigen Stadtzentrum.

Man kann den steilen Hügel natürlich zu Fuß besteigen, aber da wir den Tag über bereits viel auf den Beinen waren, wählen wir die bequemere Möglichkeit. Am Ende der Ploutárchou-Straße, die gradlinig auf den Hügel zuführt, befindet sich die Basisstation der "Telepherík", einer Standseilbahn, die direkt bis auf den Gipfel führt. Was wir allerdings nicht ahnen ist, dass bis dorthin bereits ungefähr ein Drittel der Höhendifferenz über eine lange Treppe erklommen werden muss.

Da, wo es nicht mehr weitergeht, da muss man weitergehen.
(Gabriel Bunge)

Die Fahrt selbst bringt uns dann in zwei Minuten bis ganz oben. Wir erreichen die Aussichtsplattform an der kleinen Ágios-Geórgios-Kapelle bei einbrechender Dämmerung. Leider hat das für morgen angekündigte Wolkenband in den letzten Stunden bereits seine Vorläufer zu uns geschickt, sodass es nicht mehr ganz so klar ist, wie an den vergangenen Tagen. Viele der Anwesenden haben die steife Brise, die uns in dieser Höhe um die Ohren weht, genauso unterschätzt wie die Abkühlung, die sie mit sich bringt.

In der rasch zunehmenden Dunkelheit wird der Blick über die riesige Stadt immer schöner. Die Lichter auf den großen Straßenzügen pulsieren im Rhythmus der Verkehrsampeln: der Herzschlag der Stadt! Besonders der Anblick der angestrahlten Akropolis lohnt die Fahrt herauf.

Mit einer großen Hand streut der Abend seinen körnigen, goldroten Kranz aus. Das Licht seufzt vor Glück.
(Dennis Freischlad)

Wir halten uns eine knappe Stunde auf, bevor es uns, wie zuvor schon vielen anderen, zu kühl wird und wir die Rückfahrt antreten. Im Herzen des Kolonáki-Viertels kehren wir schließlich im "Zinglee Bistro & Cocktails" ein. In den engen Gassen ist es gefühlt 10°C wärmer als auf dem Gipfel, sodass wir mit Snacks und Drinks gut draußen sitzen können. Hier reiht sich Bar an Bar und es weht Musik und eine coole Stimmung durch das Sträßchen. Erst gegen Mitternacht sind wir wieder im Hotel.

Piräus (Peiraiás):


Siesta:


Lykavittós: