Pílion / Thessaloníki 24.09.2020

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Genau wie gestern frühstücken wir auch heute gegenüber dem Hotel. Nach dem vollen Programm des Vortags wollen wir es etwas ruhiger angehen lassen und die noch angenehm frische Luft des Morgens dazu nutzen, zur Oberstadt aufzusteigen. Schon jetzt ist zu ahnen, dass der Tag heiß werden wird.

Die byzantinische Stadtmauer ist zwar nicht vollständig, doch hier oben über weite Teile gut erhalten. Im Nordosten macht sie einen 90°-Knick und führt zum Meer hinab. Genau an diesem Eckpunkt befindet sich der Trigoníon-Turm, der fast baugleiche Bruder des Weißen Turms an der Promenade. Man kann ihn besichtigen, muss es aber nicht. Wir sind hierher aufgestiegen, weil es von der Plattform vor dem Turm die beste Aussicht auf die gesamte Stadt gibt. Nach kurzer Zeit ist die per Bus herauf chauffierte Reisegruppe wieder abgezogen und wir können unter Wahrung der Abstandsregeln das perfekte Panorama genießen. Der Blick reicht vom Flughafen zur linken über die Innenstadt bis zu den großen Hafenanlagen zur rechten Hand. Das Wetter könnte kaum besser sein.

Auf dem nahe gelegenen Agíon Anargíron Platz machen wir eine Eis-Pause. Die kleine Seitenkapelle der gleichnamigen Kirche lässt uns schmunzeln: Neben einem Waschbecken an der Stirnwand - wo man eigentlich ein Kreuz oder eine Ikone erwarten würde - befindet sich dort ein massiver Safe. Sehr ungewöhnlich!

Wir entscheiden uns schließlich, entlang der östlichen Stadtmauer in die City zurückzukehren. Dabei entdecken wir wenig unterhalb des Trigoníon-Turms eine Reihe von Cafés mit fast demselben wunderschönen Ausblick, wie von der Turm-Plattform. Im Schatten einer Markise ist die brennende Sonne kein Problem und ein leichter Wind bietet willkommene Kühlung. Bei einem Kafé frappé genießen wir hier lange die Aussicht.

Und dann muss man ja auch noch Zeit haben einfach dazusitzen und vor sich hin zu schauen.
(Astrid Lindgren)

Einen letzten kulturellen Höhepunkt haben wir uns noch aufgespart.

Die fünfschiffige Basilika Ágios Dimitríos gilt als die wichtigste Kirche der Stadt. Die ältesten Teile wurden auf das 5. Jahrhundert datiert, spätere Erweiterungen, die 400-jährige Nutzung als Moschee, Zerstörungen durch Erdbeben, Plünderungen und Stadtbrände haben ihre Spuren hinterlassen. Nach dem 2. Weltkrieg wurde sie so originalgetreu wie möglich nach Plänen aus dem 7. Jahrhundert restauriert und die verschüttete Krypta wieder freigelegt. Religiöse Bedeutung hat sie vor allem, weil die sterblichen Überreste des Stadtpatrons, des Hl. Dimitríos hier ihre letzte Ruhe gefunden haben.

Der gewaltige Kirchenbau, nur eine Straßenecke von unserem Hotel entfernt, überrascht mit einem lichtdurchfluteten Inneren, das bei orthodoxen Kathedralen selten ist. Neben dem hochverehrten Sarkophag des Stadtheiligen, welcher in einem eigenen marmornen Ziborium ruht, zählt die Kirche weitere Sarkophage zu ihrer Ausstattung, wie zum Beispiel den edelsteinbesetzten des Hl. Gregorius Callidus oder den schlichteren der Hl. Anysia. Sie alle werden von der golden leuchtenden Darstellung in der Kuppel der Apsis bewacht.

Wir fanden das Engel-Mosaik erst bei einem zweiten Besuch, als wir nicht ohne Sorge die Demetrios-Kirche wiederbetraten: bei diesen zu fürchtenden zweiten Malen muss man ja darauf gefasst sein, dass alles nicht so wie beim ersten Male ist.
(Erhart Kästner)

Auch die Krypta überrascht: Zum einen mit großen und hohen Gewölben, die nicht das sonst häufige Gefühl von Beengung in einer Krypta aufkommen lassen und zum zweiten durch viel Tageslicht, das durch Lichtschächte hereinfällt. Neben einem Taufbrunnen werden hier alte Fundstücke und Fragmente museal ausgestellt. Zu meiner großen Überraschung sogar Tafeln mit arabischer Schrift aus der Zeit der osmanischen Okkupation.

Hinter der Kirche befindet sich ein kleiner Garten, doch wollen wir die Gläubigen, die dort in Gebete oder Studien vertieft sind nicht stören und sparen uns die Besichtigung.

Die heißen Mittagsstunden überbrücken wir mit einer Siesta und dem finalen Kofferpacken. Vieles was in den letzten Tagen im Kofferraum oder Fond liegen geblieben ist, muss schließlich bruchsicher verstaut werden. Ein letzter Stadtbummel bringt uns noch einmal bis in die Einkaufszonen, aber schon bald ist die Zeit reif für das Abendessen.

Da uns das "Aígli Gení Hamám" am Vortag so ausnehmend gut gefallen hat, lassen wir den ursprünglichen Plan, im Ladádika-Viertel zu essen, fallen und kehren erneut dort ein. Heute fällt unsere Wahl zunächst auf einen Salat mit Spinat, Pilzen, gegrilltem Talagáni-Käse, Nüssen und getrockneten Tomaten in einem süßen Dressing, später folgen die wundervollen Keftédes, die wir bereits gestern hatten und eine Pfanne mit Schweinefleischstreifen und Pilzen in einer Rotweinsoße. Dazu gibt es frisches Olivenbrot und einen Liter Rotwein. Auch heute spiegelt der lächerlich niedrige Preis von 29 € nicht annähernd das Niveau der Küche wider.

Wie schon gestern haben wir nach dem Essen keine Lust aufzubrechen und lassen den Abend erneut mit zwei Cocktails enden. Diese sind ebenfalls sehr gut - wir bräuchten noch mehrere Tage, wollten wir die Cocktail-Karte einmal komplett durch probieren.

Thessaloníki Oberstadt:


Thessaloníki Ag. Dimitrios:


Thessaloníki Ausgehen: