Pílion / Thessaloníki 16.09.2020

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Unser Hotel bietet drei Varianten an: Nur Übernachtung, kleines oder großes Frühstück. Letzteres versuchen wir heute. Es bleiben keine Wünsche offen. Alle individuellen Vorlieben werden erfüllt und wir machen uns keine Sorgen, in den kommenden acht Stunden von einem Hungergefühl belästigt zu werden. So vorbereitet machen wir uns auf den Weg zum nächsten Strand.

Zunächst fahren wir nach Süden bis Argalastí, dann nach Osten, wo wir bei Potistiká das Meer erreichen. Der große Sandstrand ist bei unserer Ankunft noch menschenleer - abgesehen vom Rettungsschwimmer, der auch an diesem Strand ein wachsames Auge auf das Leben der Gäste wirft. Da wir an Land kaum Wind bemerkt hatten, hegten wir die Hoffnung, dass die Brandung heute geringer ausfällt. Auch wenn die Wellen nicht mehr wie gestern die zwei Meter erreichen, sind sie dennoch kräftig genug, um erneut die Rote Fahne wehen zu lassen.

Wir sind hin- und hergerissen: Der feinsandige Strand wird durch einige große Felsen in Abschnitte strukturiert und ist makellos schön. Aber so abenteuerlich das Wellenspiel gestern auch war - heute wollten wir gerne ruhiger ins Wasser gehen, schwimmen und planschen. Schließlich entscheiden wir uns, eine Alternative an der gegenüberliegenden Westküste zu finden. Die Strände am Pagasitischen Golf sind so gut wie immer brandungsfrei.

Der erste Versuch führt uns nach Kálamos. Der kleine Weiler liegt prospektgeeignet an einer Bucht, die Häuser scheinen von Olivenhainen beinahe ins Meer gedrängt. So schön der Ort auch liegt, der Strand hält nicht, was der Anblick verspricht: Der kieselige Sandstreifen ist handtuchschmal und unter der Wasseroberfläche liegen dicke Steine. Das entspricht nicht unseren Vorstellungen und so fahren wir kurz entschlossen weiter.

Der zweite Versuch endet etwas weiter nördlich in Lefókastro. Von der Hauptstraße führt die verwegen enge und kurvenreiche Stichstraße steil zum Meer hinab. Habe ich schon mal erwähnt, dass ich solche Strecken mag?

Alles geht wie von selbst. Man spürt kaum noch die Hand am Lenkrad, und ob man überhaupt abgebremst und runtergeschaltet hat vor der letzten Kurve, weiß man in der nächsten schon nicht mehr.
(Klaus Modick)

Lefókastro liegt zum Verlieben schön an einer kleinen Bucht. Entlang der von Tamarisken, Oliven, Platanen und Eukalyptusbäumen gesäumten Uferstraße befinden sich sowohl traditionelle sowie einige neue, sehr gepflegte Häuser. Eine einfache, enorm einladende Fischtaverne hat ihre Tische auf eine schattige Veranda sowie direkt auf den Strand gestellt. Wir bedauern beinahe, dass das üppige Frühstück uns davon abhält, hier einzukehren. Doch bei allem Charme und Schönheit des Ortes: Der Strand ist zwar etwas breiter, aber ansonsten nicht besser als der in Kálamos. Da wir keine Lust auf weiteres Suchen haben und das schönste Badewetter nicht im Auto vergeuden wollen, beschließen wir nach Kalá Nerá zurückzufahren. Der dortige Strand ist mir seit immerhin 38 Jahren bekannt und hat mich nie enttäuscht.

Am späten Mittag fallen wir endlich ins Wasser. Der Strand in Kalá Nerá hat neben seinen natürlichen Vorzügen und einer ausgezeichneten Infrastruktur einen weiteren Vorteil: Die Liegen und Schirme werden hier nicht von eigenständig wirtschaftenden Anbietern vermietet, sondern von den ohnehin an der Promenade ansässigen Cafés und Bars zur Verfügung gestellt. Sofern man auch nur ein einziges Getränk ordert, ist die Benutzungsgebühr für den gesamten Tag vergolten. Ohne weitere berichtenswerte Vorkommnisse lassen wir es uns hier den Nachmittag über gut gehen.

Wasser löst eine irgendwie ursprüngliche Ruhe aus. Es scheint uns tief im Unterbewusstsein zu berühren und uns an die Zeit im Mutterleib zu erinnern.
(Simon Beckett)

Mit frisch gepresstem Orangensaft, Kafé frappé und später einem Sandwich entspannen wir bis zum frühen Abend. Es ist herrlich ruhig: kein Gedränge, kein Gekreische, keine wummernden Beats. Die Kombination von Corona-bedingten Reiseängsten und Nachsaison ist vielleicht für die lokale Gastronomie eine Herausforderung, für uns jedoch ein Geschenk. Am Abend erfahren wir von Dimitri, dass die gesamte Pílion-Halbinsel bislang frei von COVID-19-Infektionen geblieben ist.

Baden macht bekanntlich hungrig. Zum Tomaten-Gurkensalat gesellt sich heute eine gemischte Grillplatte. Je ein Schweine- und Hähnchen-Souvláki, ein großes Biftéki, eine riesige Bauernbratwurst (Loukániko) sowie eine Scheibe Bauchspeck (Panséta) liegen auf der Platte. Und zwar pro Person! Die Portionsgröße grenzt an eine Unverschämtheit. Die nächsten 24 Stunden ernähre ich mich vegetarisch! Heny bleibt beim Rosé, ich nehme zur Fleischorgie lieber ein Mýthos-Bier und im Anschluss einen Tsípouro. Wir zahlen das gleiche wie gestern, bekommen das gleiche Eis und den gleichen Kaffeelikör.

Potistiká:


Kálamos:


Lefókastro:


Kalá Nerá: