Pílion / Thessaloníki 14.09.2020

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Die Nacht war alles Andere als erholsam. Bedingt durch die kurzfristige Buchung konnte mein Wunsch nach einem ruhigen Zimmer zum Hof nicht erfüllt werden und wir bekamen eines zur Straßenseite. Da in einer Stadt wie Thessaloníki Nachtruhe ein unbekanntes Wort ist, bleibt keine Alternative, als bei geschlossenem Fenster zu schlafen. In dem kleinen Raum fällt die kalte Luft der Klimaanlage jedoch genau auf mein Bett. Es blieb also die Wahl zwischen Lungenentzündung oder Schwitzen. Wir entschieden uns für das Letztere.

Entsprechend unausgeschlafen wachen wir auf und lassen uns von einem starken, schwarzen und süßen Getränk im Café an der nächsten Straßenecke wecken. Dann fädeln wir in den Montagmorgenverkehr ein, durchqueren die Stadt und nehmen die Autobahn in Richtung Süden. Nach ungefähr einer Stunde fahren wir schnurstracks auf den Olymp zu. Unser erstes Ziel ist Díon.

Das im 5. Jahrhundert v. Chr. gegründete Díon war in der Antike eine strategisch bedeutsame Stadt und Kultstätte. Alexander der Große ließ hier vor seinem großen Eroberungszug ein neuntägiges Opferfest ausrichten. Nachdem es unter römische Herrschaft geraten war, wurde es in der Spätantike Bischofssitz, verlor dann jedoch zunehmend an Bedeutung. Die Ruinen der Vergangenheit sind heute die Grundlage für einen weitläufigen Archäologischen Park.

Die Ebene zu Füßen des Olymps wird intensiv landwirtschaftlich genutzt. Neben den bekannten Nutzpflanzen sehen wir ausgedehnte Plantagen, die in knapp zwei Metern Höhe zu einem dichten Blätterdach verwachsen sind. Darunter ist es so dunkel, dass es einige Zeit dauert, bis wir die Früchte identifizieren können. Es handelt sich um Kiwis, deren Anbau in Griechenland in den vergangen Jahren immer beliebter geworden ist. Angesichts der Ertragdichte der Früchte können wir das problemlos nachvollziehen.

Der Archäologische Park Díon ist als botanischer Garten mindestens ebenso ergiebig wie in kultureller Hinsicht. Zwischen römischen Latrinen, Statuen und Thermen wächst, blüht und gedeiht es in Hülle und Fülle. Der hohe Grundwasserspiegel überflutet zwar manches Fundament, lässt aber gleichzeitig Walnüsse, Feigen, Buchen, Pappeln, Kräuter und Blumen sprießen. Rosmarin erobert alte Baumstümpfe, zwischen Mosaiken und Statuetten fühlen sich Frösche wohl und über allem thronen die Götter auf den nahegelegenen Gipfeln des Olymps. In den benachbarten Gärten biegen sich die Bäume unter der Last taubeneigroßer Oliven, Weintrauben, Quitten und Granatäpfeln.

Freilich, da war ein Tempelort, wie er den Griechen zuzutrauen war und ihren Göttern wohl anstand! Nur hellenische Götter wohnten so!
(Erhart Kästner)

Ein großer griechischer Salat gibt uns die Energie, unsere Fahrt fortsetzen. Es ist diesig geworden und die nächsten zwei Stunden durch die thessalische Ebene sind langweilig und ermüdend. Die Landschaft ist schon im Frühling trist - jetzt im Spätsommer gleicht sie einer hellbraunen, baumlosen Steppe. Immerhin kommen wir auf der - für deutsche Maßstäbe wenig befahrenen - Autobahn zügig voran und erreichen gegen 16 Uhr Kalá Nerá. Der Himmel, zunächst noch leicht bewölkt, klart von Minute zu Minute auf.

Da wir unser Hotel Rodiá früher als angekündigt erreichen, treffen wir dort niemanden an. Deswegen spazieren wir zunächst ins Dorf, gönnen uns den ersten Kafé frappé des Urlaubs in einem Strandcafé und kehren erst gegen 18 Uhr zum Hotel zurück. Michális, der Sohn des Hauses, der sehr gut Deutsch spricht, empfängt uns freundlich und zeigt uns unser Zimmer für die nächsten acht Tage. Es hat einen Balkon nach Westen, von dem aus wir den malerischen Sonnenuntergang genießen können.

Zum Abendessen gehen wir erneut ins Dorf. Die Taverne "O Páris", die ich bei meinen Besuchen während der vergangenen Jahre gerne aufgesucht habe, existiert leider nicht mehr. Das ist nicht schlimm, da es mehrere Alternativen gibt. Bezüglich Angebot und Preisniveau unterscheiden sich die Tavernen ohnehin nur marginal und da das Gästeaufkommen in diesem Jahr unterdurchschnittlich ist, gibt es überall genügend Möglichkeiten, sich den Platz auszusuchen, der einem am meisten zusagt. Ich sitze bekanntlich gerne unmittelbar am Wasser und so kehren wir heute im "Roumeli" ein. Wir sitzen so, wie ich es liebe: Wenn ich vom Stuhl kippen sollte, falle ich direkt ins Meer.

Bei der Auswahl der Speisen machen wir keine Experimente: Mit Tsatsíki, Souvláki, gegrillten Lammkoteletts und Pommes macht man eigentlich nie etwas falsch. Die Qualität ist gut, die Portionen reichlich, der Rosé-Wein trocken und das Mýthos gut gekühlt. Für alles zusammen fallen 28 € an, zwei Eis in der Art eines Mini-Magnum gibt es obenauf. Die kleinen Eis am Stiel sind offensichtlich der letzte Schrei - wir werden ihnen in den nächsten Tagen in verschiedenen Variationen wiederbegegnen. Nach einem kurzen Spaziergang lassen wir den Abend in einer Bar mit einem weiteren Bier bzw. einem Aperol "on the rocks" ausklingen.

Olymp:


Díon:


Kalá Nerá: