Ein weiterer Tag entspannten Nichtstuns am Strand von Mátala bricht an. Das Wetter ist weiterhin bemerkenswert schön aber für die Jahreszeit eigentlich 10 Grad zu kalt. Die heutige Höchsttemperatur ist mit 20°C vorhergesagt, was bei der extrem intensiven Sonne kaum vorstellbar und auch kaum spürbar ist, außer man sitzt an einer schattigen und windigen Stelle. Die einzige Herausforderung des Tages wird es also sein, die richtige Balance zwischen heißer Sonne und kaltem Schatten zu finden.
Mittags versorgen wir uns mit Spanáko- und Tirópita sowie Eclairs aus der großen Bäckerei am Ortsplatz. Frischen Orangensaft und Kafé frappé gibt es direkt aus der Strandtaverne. Am Nachmittag mache ich eine kleine Fototour. Die Bucht von Mátala wird in Reportagen und Berichten so gut wie immer nur vom Höhlenfelsen, also von Norden aus fotografiert. Auch ich selber habe noch nie eine andere Perspektive gewählt. Heute möchte ich zur Abwechslung versuchen, ob sich auf den Felsen der Südseite nicht ebenfalls ein geeigneter Aussichtspunkt finden lässt.
Zwischen den Häusern führen Gässchen und Treppen bergauf. Manche enden vor einer Haustüre, andere in einem Schuppen. Irgendwann finde ich eine steile Treppe, die zu einem Rohbau oberhalb der bestehenden Häuser führt. Vier junge Pakistani, die ich mittags am Strand gesehen hatte, schleppen 25 Kilogramm schwere Säcke mit Putz und Zement von der unteren Straße herauf. Wenn das Haus einmal fertig ist, wird man von ihm aus einen wunderbaren Ausblick haben. Von der etwas niedriger liegenden Veranda liegt das Panorama sogar noch schöner vor mir.
Und er wusste, dass in der Flüchtigkeit dieses Anblicks die Dauer beschlossen lag und vielleicht sogar
ein Funken Ewigkeit.
(Klaus Modick, in "Der kretische Gast")
Auf der Suche nach weiteren Motiven spaziere ich durch die Piratenbar, deren psychedelische Tischbemalung mir am Abend gar nicht aufgefallen war. Dahinter endet die Bebauung allmählich, nur eine Handvoll kleine Tavernen ziehen sich etwas versteckt den Hang hinauf. Vor einer Felsennische verkauft ein Althippie Modeschmuck. Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob er wirklich etwas verkaufen will, denn sonst hätte er sich vermutlich nicht soweit zurückgezogen, wo er viel lieber mit einem Bekannten Tischtennis auf einer sicherlich nicht für Turniere zugelassenen Platte spielt.
Wir bleiben bis zum frühen Abend am Strand und gehen später erneut zu den "2 Brüdern". Heute steht ein gemischter Salat mit Hähnchenstreifen und Anchovis-Dressing, Lamm-Souvláki und Tsatsíki auf der Karte. Weißwein und Bier, Schokopudding, Melone und Rakí sind genauso wenig überraschend wie der Preis von 35 €. Zum Ausklang des Tages gönnen wir uns wieder ein paar Cocktails in der Piratenbar, in der später am Abend live Musik gespielt wird - nicht schlecht, aber zu laut.