Das Hotel wird offensichtlich von vielen Reiseveranstaltern im Rahmen von Pauschalarrangements gebucht. Da den überwiegend deutschen Gästen ein gutes Frühstück bekanntlich wichtig ist, hat man sich darauf eingestellt. Das üppige Buffet lässt jedenfalls keine Wünsche offen. Für heute haben wir einen Strandtag vorgesehen.
Mátala, einst das Weltzentrum der Hippiekultur, pflegt seinen Ruf bis in die Gegenwart, auch wenn die echten Blumenkinder allmählich aussterben. Da alle neuen Hotels abseits der Strandfront entstanden sind, wirkt der Ort auf den ersten Blick nahezu unverändert. Die Graffiti- und Souvenirszene trägt das ihrige bei und hält die Erinnerung mit viel Farbe, Prilblumen-Deko, Love-and-Peace-Parolen und VW-Bully-Charme lebendig.
Wir nutzen die angenehmen Temperaturen des Vormittags zunächst zur Besichtigung der berühmten vorgeschichtlichen Höhlen.
Bucht und Höhlen von Mátala haben eine große Geschichte. Die Bucht ist in der griechischen Mythologie
die Stelle, an der Zeus in Stiergestalt mit der von ihm entführten Prinzessin Európa an Land ging und mit ihr den
späteren König Minos zeugte. Somit kann Mátala als der Ursprung Europas angesehen werden. Die Römer nutzten die Bucht
als Hafen ihrer damaligen Inselhauptstadt Gortyn (Górtis). Jahrhunderte später gingen die Sarazenen hier an Land, um
Kreta zu erobern.
Die in der Jungsteinzeit vermutlich zu Wohnzwecken geschaffenen Höhlen wurden zu römischer Zeit als Grabstätten
ausgebaut. In den 1960er Jahren wurden sie weltbekannt, als junge Amerikaner, die ihre Teilnahme am Vietnamkrieg
verweigerten, dort eine Kommune gründeten. Bob Dylan und Cat Stevens waren ihre prominentesten Mitglieder.
Die stellenweise über zwei Etagen miteinander verbundenen Höhlen sind sämtlich nach dem gleichen Muster angelegt. Im Hauptraum befinden sich mehrere (meist drei) halbrunde Nischen in den Wänden. Bei einigen größeren Höhlen gibt es zunächst einen Vorraum, von dem man in diese Nischenräume abzweigt. Viel schöner und spannender als die Höhlen ist der Blick hinaus auf die Bucht. Gerade jetzt, mit den klaren Farben der Vormittagssonne ist das ein wirkliches Bilderbuchmotiv. Erstaunlich, wie auf den sonnendurchglühten Sandsteinfelsen gelber Hornmohn und violette Levkojen gedeihen.
Da ist er wieder: Der schwerelose Augenblick, der Traum vom Glück auf den griechischen Inseln.
(Hannah Glaser)
Nach der Höhlenbesichtigung bleiben wir für den Rest des Tages am Strand. Die Luft ist so klar, dass die 70 Kilometer entfernten schneebedeckten Gipfel der Lefká Óri gut zu erkennen sind. Das Wasser ist erfrischend, die Brandung leicht und nach einem kleinen Mittagssnack in einer der Strandtavernen vergeht der Tag ungestört erholsam. Trotz der brennenden Sonne weht der Wind kühl. Gegen 18:30 Uhr wird es uns sogar zu kalt, sodass wir ins Hotel zurückkehren.
Nach Sonnenuntergang kehren wir im "The 2 Brothers" ein. Das Restaurant überzeugt uns mit einem gemütlichen Ambiente und einem zwar traditionellen, aber modern variiertem Angebot. Wir essen einen gemischten Blatt- und Rohkostsalat mit gerösteten Kernen und Balsamico-Dressing sowie gegrilltes Lammkarree. Dazu gibt es Rotwein und Bier. Die 41 € sind sehr gut angelegt. Die inzwischen gewohnte 10 cl Karaffe Rakí fehlt ebenso wenig wie ein süßes Dessert: Vanillecreme mit Kirschsirup. Anschließend bummeln wir durch die wenigen Straßen und landen im "Hakuna Matata Mátala". Die Bar, die ich ab sofort nur noch die "Piratenbar" bezeichne, spricht uns sofort an. Für die Theke wurde ein altes Boot recycelt. Hunderte Flaschen, Eiscrasher, Obst und Barbesteck bilden ein unüberschaubares Chaos, das der Barkeeper perfekt beherrscht. Die Musik ist für Menschen Ü50 ausgewählt, also genau richtig für uns: Bei Eagles, Santana, The Doors, Toto, Foreigner etc. wird später am Abend sogar getanzt. Mit ein paar Cocktails feiern wir bis in die Nacht.