Zu den Bildern

Heute bin ich früh auf den Beinen, um den für zwei Tage reservierten Mietwagen in Liménas abzuholen. Das Wetter ist herrlich und die Luft klarer als in den vergangenen Tagen. Auf dem Weg in die Stadt komme ich an der kleinen Strandkapelle Ágios Vasílios vorbei, in deren Innenraum viele Votivbilder aufgestellt sind. Im Sixt-Büro empfängt mich eine verschlafen wirkende Angestellte, die überrascht ist, dass ich den für 8:00 Uhr reservierten Wagen auch tatsächlich um diese Zeit schon einfordere. Leider bin ich machtlos angesichts der Tatsache, dass dieser erst in einer Stunde bereitstehen wird. Ich überbrücke die Wartezeit in einem der zahlreichen Cafés am neuen Hafen mit einer Bougátsa und einem Kaffee.

Um 9:00 Uhr steht der weiße Hyundai i10 tatsächlich zur Verfügung. Endlich kann ich Heny und Isabell am Hotel abholen, damit wir unsere geplante Inseltour starten können. Die Ringstraße verläuft fast überall nah entlang der Küste, nur südlich von Liménas führt sie ein wenig höher in die Berge. Das Licht ist rein, der Himmel blau und die Strecke traumhaft schön. Dichte Wälder mit Kiefern und Eichen, eine schwungvolle Straßenführung und immer wieder herrliche Ausblicke auf das Meer machen das Fahren zu einem Vergnügen. Nach ungefähr einer Stunde erreichen wir unser erster Etappenziel: Das Kloster Michális Archángelos im Süden der Insel.

Mein Gott - wie viel Blau verschwendest Du, damit wir Dich nicht sehen.
(Odysseas Elytis)

Von der großen Anlage, die majestätisch auf einer steilen Klippe über dem Meer gelegen ist, sind leider nur geringe Teile der Öffentlichkeit zugänglich. Anhand der Nummernschilder auf dem Besucherparkplatz und den Broschüren im Souvenirshop erkennt man, dass orthodoxe Rumänen den Löwenanteil der Besucher ausmachen. Der Klosterhof, von dem man eine schöne Aussicht über die karge Küste hat, ist von einer Pergola beschattet, deren Weinreben Früchte tragen, als entstammten sie geradewegs dem Paradies. Dort befindet sich der Eingang zur ursprünglichen Klosterkirche, die das Hauptziel aller gläubigen Besucher ist. Photographieren ist hier leider unerwünscht. Ich bedauere auch, dass die große neue Hauptkirche nicht im öffentlichen Teil des Klosters liegt.

Nach dieser Besichtigung folgen wir der Straße entlang der Südküste bis nach Limenária, dem zweitgrößten Ort der Insel. Es ist inzwischen Mittagszeit und der Hunger meldet sich. Wir kehren deshalb in eine Taverne direkt am Strand ein, wo wir uns von Meeresfrüchte-Spaghetti, zyprischen Fleischbällchen und Mýthos verwöhnen lassen.

Auch nach dem Essen zeigt die Sonne keine Schwäche, doch trotz der Hitze überwinden wir uns zu einem langsamen Bummel entlang der Promenade. Am östlichen Ende des Ortszentrums erhebt sich ein Felsen, der vom Palatáki gekrönt wird, dem ehemaligen Verwaltungssitz einer deutschen Bergbaugesellschaft, die Anfang des 20. Jahrhunderts die Erzvorkommen der Insel ausbeutete. Von diesem "Palästchen" hat man einen tollen Blick über die gesamte Stadt. Unten am Hafen befinden sich mehrere Fischtavernen, die mit der bewährten Methode auf sich aufmerksam machen: Oktopus gehört zu den wenigen Arten, die im Mittelmeer noch nicht überfischt sind.

Wir folgen der Küstenstraße einige weitere Kilometer und zweigen dann ins Inselinnere ab. Die hier im Vergleich zum Norden der Insel flacheren Berghänge sind über und über mit Olivenhainen bedeckt - mehr als zehn Kilometer führt die Straße zwischen ihnen hindurch und abgesehen von einer Handvoll Ziegen sieht man nichts Lebendiges. Am Ende der Straße erreichen wir das Bergdorf Mariés, an dessen zentralen Platz sich drei Tavernen unmittelbar nebeneinander befinden. Nur die Farbe der Tischdekoration und die Art der Stühle zeigen dem Eingeweihten, von welcher Kellnerin er bedient werden wird. Hier lassen wir uns zu einem Kafé frappé nieder. Allerdings verweilen wir nicht allzu lange, da der Platz zwischen den eng stehenden Häusern vollkommen windstill ist. Von der erhofften frischen Bergluft spüren wir leider nichts. Da auch die im Reiseführer erwähnte alte Dorfkirche verschlossen ist, setzen wir die Tour fort, sobald unser Durst gestillt ist.

Von Mariés aus kehren wir an die Westküste zurück und folgen dieser in nördlicher Richtung. Die Landschaft ist bei Weitem nicht so reizvoll wie an der Ostküste. Die Vegetation auf den Bergen ist spärlicher, während die Vorgebirge zum Olivenanbau genutzt werden. Auf dem breiten Küstenstreifen reihen sich einige Orte aneinander, die mal mehr, mal weniger einladend wirken. Vielleicht sind wir infolge der Tagestour und der Hitze auch nur zu müde um neue Eindrücke aufzunehmen. Jedenfalls schließen wir die Inselumrundung ab und fahren ohne weiteren Halt zum Hotel zurück.

Am Abend wird uns erneut ein leckeres Essen aufgetischt: Es gibt Käsepastete als Vorspeise, gefolgt von einem delikaten Rindfleisch-Stifádo mit Tsatsíki und einigen gut gekühlten Mýthos. Die abschließenden Nektarinen sind aromatisch und extrem saftig.

Ostküste:


Kloster Archángelos:


Limenária:


Mariés: