Wir haben Anzahl und Appetit der Mücken, ebenso wie die nächtlichen Temperaturen unterschätzt, jedenfalls war es keine erholsame Nacht. Das ist jedoch nicht weiter dramatisch, da wir den ersten Tag ohnehin als reinen Strand- und Badetag vorgesehen haben. Das Frühstücksbüfett kombiniert die Varianten englisches, kontinentales und griechisches Frühstück und ist damit deutlich besser, als ich es von meinen Unterkünften der letzten Jahre gewohnt bin.
Nach dem Essen ist es bereits so warm, dass wir uns nach dem Meer sehnen. Der Strand gefällt mir gut, er fällt flach ab und ist - abgesehen von einem Kieselstreifen in der Brandungszone - fein sandig. Die Wassertemperatur überrascht uns alle: Es ist so warm, dass kein Moment der Überwindung notwendig ist, um sich in die Fluten zu stürzen - das ist herrlich! Zum Hotel gehört ein Steg, der gerne von den Kindern zum Springen und von den Damen zum Posieren genutzt wird.
Mit einem Kafé frappé von der Hotelbar vergeht der Vormittag im Fluge und als es uns am späten Mittag zu heiß wird, ziehen wir uns auf die angenehm schattige Terrasse zurück. Den kleinen Hunger bekämpfen wir mit griechischem Salat, einer Portion Gávros (kleine frittierte Sardinen) und einem Mýthos-Bier. Der schöne Ausblick über die Bucht bis Liménas vervollständigt den Genuss des Augenblicks.
Auf diese Weise erfrischt und gestärkt entscheiden wird uns, einen Spaziergang nach Liménas zu unternehmen. Angesichts der Temperatur wäre es sicherlich klüger gewesen, erst am späteren Nachmittag zu starten, aber wer will im Urlaub schon immer vernünftig sein? Da die Stadt jedoch nur gut zwei Kilometer entfernt ist, sind keine ernsthaften Blessuren zu beklagen. Wir erstehen Obst, Getränke und Postkarten und kehren gegen 18 Uhr bei inzwischen erträglichen 30°C zurück.
Vor dem Abendessen kühlen wir unsere erhitzen Körper noch einmal im Meer ab. Das Planschen im Wasser tut so gut, dass nur der einsetzende Hunger und die Wohlgerüche, die aus der Hotelküche über den Strand ziehen, uns wieder hinaus locken. Kaum, dass ich am Tisch Platz genommen habe, fragt mich unser Kellner, ob es heute Abend wieder ein Mýthos sein darf. Der Mann hat Menschenkenntnis! Dazu gibt es Reis mit Letscho, Lammkeule mit Kartoffeln aus dem Ofen und Tsatsíki. Das Essen ist erneut sehr lecker. Als Nachtisch wird ein gemischter Eisbecher serviert.
Zur Verdauung unternehmen wir einen Strandspaziergang, der besonders stimmungsvoll wird, als der Vollmond aufgeht. Etwas später zieht über dem Festland ein heftiges Gewitter auf. Es blitzt stundenlang, und zeitweise verschwinden Teile von Liménas in Dunkelheit. Solche Stromausfälle seien bei Sommergewittern häufig, klärt mich der Sohn des Hotels auf. Da die Insel nur ein paar Windböen und wenige Tropfen Regen abbekommt, bleiben wir lange auf dem Balkon und schauen beim Duft von Zigarre und Oúzo in das ferne Wetterleuchten.