Heute starte ich den Tag mit einem gemütlichen Frühstück auf der von Bäumen beschatteten Hotelterrasse direkt am Pool - da mag man gar nicht mehr aufstehen. Dann verlasse ich Páfos und nehme die Autobahn in Richtung Osten. Auch auf dieser Teilstrecke sorgen Oleander und Bougainvilleen für einen wahren Farbenrausch. Ein kleiner Abstecher führt mich auf die Küstenstraße direkt ans Meer. Die Bucht bei Pétra tou Romioú bezeichnet die Stelle, an der Aphrodite den schäumenden Wogen des Meeres entstiegen sein soll. Was diese Bucht dazu auszeichnet, ist mir nicht ersichtlich: Ein schmaler schattenloser Kiesstrand am Fuß einer kargen Felsenküste, an der schon am frühen Morgen die Sonne unbarmherzig heiß brennt. Ich kenne schönere Stellen, um sich einen Sonnenbrand zu holen. Wenn die Göttin sich wenigstens den benachbarten Strand ausgesucht hätte, im sommertrockenen Flussbett wächst immerhin ein bisschen Grün.
Felsen und Wind! Nur sie bleiben! Generation um Generation.
(Eric van Lustbader)
Über die Autobahn dauert es nicht mehr lange, bis ich mein nächstes Ziel erreiche: Limassol oder Lemessós, wie der Grieche sagt. Im Unterschied zu Páfos erkenne ich hier keinerlei Anzeichen für übermäßigen Tourismus: Am Hafenkreisel verkauft ein Bauer seine Wassermelonen direkt vom Pickup, gegenüber sitzen ausnahmslos Männer in einem traditionellen Kafeníon. Parallel zur palmenbestandenen Promenade verläuft eine Fußgängerzone, in der die meisten Geschäfte heute geschlossen haben - auch in Zypern ist der Ostermontag ein "bank holiday". Einen Platz für einen erfrischenden Kafé frappé zu finden, ist glücklicherweise kein Problem. Um mich herum sitzen ausschließlich Briten, neben ihrer Sprache lassen sie sich unschwer daran erkennen, dass sie schon morgens Bier trinken.
Lemessós ist mit Sehenswürdigkeiten sparsam ausgestattet. Die Cami-Kebir-Moschee wirkt eher benutzt als gepflegt, der Wächter freut sich hingegen über jeden interessierten Besucher und erweist sich als kenntnisreich und auskunftsfreudig. Auch einen leichten Hang zur Missionierung kann man ihm nicht absprechen - nachdem er meine Nationalität erfahren hat, überreicht er mir zwei deutschsprachige Broschüren mit den Titeln "Wegweiser, um den Islam zu verstehen" und "Die Frau im Islam". Sehr aufschlussreich...
Umgeben von zahlreichen Restaurants und Cafés befindet sich die wuchtige mittelalterliche Burg, in der Richard Löwenherz seine Berengaria von Navarra zur Frau nahm. Hier bekomme ich von einer Serviererin, die erfreut ist, ihre eingerosteten Deutschkenntnisse anwenden zu können, einen Tipp, wo ich nach günstig gelegenen und bezahlbaren Hotels suchen sollte. Als Resultat checke ich kurze Zeit später im Hotel "Mistral" direkt an der Promenade ein. Für 40 € bekomme ich ein einfaches Zimmer mit Balkon und schönem Meerblick.
Im Gegensatz zu Páfos ist der Stadtstrand von Lemessós durchaus einladend. Zunächst verbringe ich die glühendste Stunde des Tages im sehr schönen und gepflegten Stadtpark, einer grünen Oase mit abwechslungsreicher Bepflanzung und schattigen Ruheplätzen. Später bummele ich weiter durch die Stadt, erfreue mich an zahlreichen farbenfrohen Palisanderholzbäumen, gönne mir einen weiteren Kafé frappé und verbringe den Rest des Nachmittags am Strand. Das Meer ist erfrischend, aber nicht unangenehm kalt, der Strand sauber und wunderbar feinsandig. Hier lässt es sich aushalten.
Es genügt, wenn du dich in die Betrachtung eines einzigen Sandkorns versenkst, und du wirst darin
alle Herrlichkeiten der Schöpfung wiederfinden.
(Paulo Coelho)
Am Abend bin ich überrascht, wie schwierig es ist, in den zahlreichen Lokalen der Innenstadt einen freien Platz zu finden - alle Tische sind belegt, vorwiegend von jungen Leuten. Krise? Welche Krise? Von einer Krise ist hier nichts zu spüren. Nach einiger Zeit werde ich fündig und bestelle eine weitere typisch zyprische Spezialität: Kléftiko, ein Lammbraten aus dem Ofen, dazu Ofenkartoffeln und etwas Salat. Das Fleisch ist butterzart, sehr reichlich bemessen und kostet mich inklusive eines KEO-Biers 15,60 €. Anschließend finde ich an der Burg einen freien Platz, um zwei weitere Biere zu trinken und nutze dabei die Gelegenheit, mich ein wenig mit der charmanten Margarita (die mir den Hoteltipp gab) zu unterhalten.