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Der Tag beginnt gut: Das Frühstücksbüfett lässt keine Wünsche offen, ebenso wie das Wetter. Da ich heute einen Ausflug zur Nordküste der Insel machen will, packe ich meine Badesachen ins Auto und dann geht es los. Auf dem Weg komme ich an der zweiten archäologischen Stätte Páfos' vorbei, den Königsgräbern. Da heute Ostersonntag ist, bin ich nicht überrascht, die Anlage geschlossen vorzufinden. Die Fahrt nach Norden führt durch eine schöne Mittelgebirgslandschaft und endet zunächst in Pólis, aber die Stadt spricht mich überhaupt nicht an - nicht jeder Ort trifft jede Seele. Der zugehörige Hafen im Ort Lakkí ist zwar recht hübsch, lässt mich aber ebenso unberührt. Vielleicht nehme ich mir nicht genug Zeit, ich will es am Mittag erneut versuchen.

Zunächst fahre ich ein paar Kilometer weiter zum "Bad der Aphrodite", wo sich die Göttin eine erotische Auszeit mit Akámas, dem Sohn Theseus, gegönnt haben soll. Die Quellen liegen sehr angenehm inmitten eines kleinen botanischen Gartens, allerorts duften Blumen und Kräuter, große Bäume spenden Schatten und von überall hört man das plätschernde Wasser. Der von den Quellen gespeiste Teich liegt in einer Felsennische und ist von großen, in der Sonne duftenden Feigenbäumen überwachsen. Zahlreiche Besucher - überwiegend Frauen - erhoffen sich, der Glanz der Aphrodite möge auf sie abfärben, dementsprechend ist es nicht einsam, aber dennoch sehr schön hier.

In der Luft roch ich den Leib des Feigenbaums
Wie er noch frisch von den Farben des Meeres mir nahte.
(Odysseas Elytis)

Auf dem darüberliegenden Berg beginnen ausgeschilderte Wege, auf denen sich die Akámas-Halbinsel erwandern läßt. Ich folge ihnen nur ein kleines Stück, um die schöne Aussicht über die Küste zu genießen. Für eine längere Wanderung ist es mir bereits zu heiß.

Gegen Mittag fahre ich erneut in die Stadt Pólis und gebe mir diesmal mehr Mühe, etwas Ansprechendes zu entdecken. Es gelingt mir nicht. Der Ort ist extrem verbaut, ein Ortszentrum, welches den Namen verdient, kann ich nicht entdecken, lediglich eine unscheinbare Fußgängerstraße, auf die einige Restaurants ihre Stühle gestellt haben. Immerhin kann ich hier zu Mittag essen: Anders als in Griechenland sind Dolmádes (gefüllte Weinblätter) hier als Hauptgericht üblich, dazu sind sie warm, in Tomatensoße gegart und werden mit geschmorten Zucchini und Auberginen sowie Pommes serviert. Ein Bier gehört natürlich dazu. Das Essen ist lecker, sättigend und mit 14,80 € nicht zu teuer. Das reicht aber nicht aus, um Pólis in guter Erinnerung zu behalten, ich habe selten einen unattraktiveren Ort gesehen.

Auf dem Rückweg nach Páfos mache ich einen Abstecher zum Kloster Ágios Neóphytos. Der Einsiedlermönch, nach dem diese Stätte benannt wurde, lebte ursprünglich in einer Felsengrotte. Nachdem seine zahlreich werdende Anhängerschaft an der Stelle ein Kloster gründete, zog er sich höher in die Felswand zurück. Die Felsenkirche ist heute leider verschlossen, das Kloster selbst aber zu besichtigen. Wie das Kloster Kýkko befindet sich auch dieses in einem makellosen Zustand, der Innenhof gleicht dem eines Luxushotels und der Audienzraum des Abts eher einem Thronsaal. Darüber hinaus ist die Anlage ruhig und schön gelegen und erinnert mich in ihrer Gesamtheit an das kretische Kloster Préveli. Die Klosterkirche mit ihren naturbelassenen hellen Steinwänden gefällt mir besonders gut. Auch in ihr ist keine Spur von demütiger Armut erkennbar.

Ich habe schon längst ein Bad im Meer eingeplant, doch leider ist der Stadtstrand in Páfos nicht besonders einladend. Daher entschließe ich mich, den Rest des Nachmittags faul und nichts tuend am Hotelpool zu verbringen.

Ich vertrete den Standpunkt, dass ich tun kann, was ich will, solange ich niemandem zur Last falle.
Dies ist - ich sage es ganz offen - ein Zeichen für meine Dekadenz.
(E. M. Forster, in "Zimmer mit Aussicht")

Am Abend bummele ich zunächst über die Promenade bis zum mittelalterlichen Kastell am Hafen, besuche später ein Restaurant, das sich auf die Bewirtung größerer Reisegruppen spezialisiert hat und dementsprechend feste Menüfolgen anbietet. Ich nehme Meeresfrüchte-Salat, gegrillte Lammkoteletts mit Reis und Pommes und als Nachspeise eine Art Tiramisu, dazu einen offenen Rotwein. Das Fleisch ist sehr gut, Vor- und Nachspeise sind, aufgrund der Fokussierung auf den Massentourismus, eher nachlässig zubereitet. Der Grund, warum ich hier eingekehrt bin, sind die Live-Musik- und Tanz-Vorführungen, die wirklich gut sind. Damit geht der Preis von 20 € durchaus in Ordnung.

Lakkí:


Bad der Aphrodite:


Kloster Neóphytos:


Páfos:


Live-Musik: