Der Morgen ist sonnig, nur leichte Schleierwolken sind zu sehen. Bei diesem Wetter ist der Blick vom Hotelzimmer aus besonders schön. Wir fahren, am alten Aquädukt vorbei, nach Methóni, wo wir gegen 10 Uhr, wenige Minuten bevor die Festung geöffnet wird, eintreffen.
Die gigantische Anlage hat mich bereits vor fünf Jahren fasziniert, auch wenn die Strukturen im Inneren zum überwiegenden Teil zerstört sind. Alleine die Größe der Festung ist beeindruckend. Im Eingangsbereich steht eine monolithische Säule, die Morosini-Säule, die vor 600 Jahren den Marcuslöwen trug, das Symbol der venezianischen Herrscher. Noch heute ist der Löwe an vielen Stellen in den gewaltigen Mauern erhalten. Die Ruinen sind - wie überall - üppig bewachsen, hier ist es wilder Knoblauch, der sich ausgebreitet hat und Myriaden von Schnecken Nahrung bietet. Am südlichen Ende gelangt man durch das ehemalige Hafentor "Porta di San Marco" zum vorgelagerten Inselchen Bourtzi, mit seinem achteckigen Kuppelturm, ein Erbe türkischer Architekten. Auf der alten Steinbogenbrücke, die zum Wachturm hinüberführt, weht uns eine frische Brise um die Nasen. Die warme Sonne und der Geruch des Meeres lassen wieder mal perfekte Urlaubsstimmung aufkommen.
I see skies of blue and clouds of white [...]
And I think to myself, what a wonderful world!
(Louis Armstrong)
Von den hohen Mauern im Eingangsbereich der Festung kann man das weitläufige Gelände im Süden komplett überblicken. Nach Norden hin liegt der heutzutage unbedeutende Ort Methóni. Nur am aufkommenden Hunger bemerken wir, wie die Zeit bei der Besichtigung der großen Anlage vergeht.
Gegen Mittag setzen wir unsere Tour mit Ziel Koróni fort. Dort angekommen nehmen wir in einer der zahlreichen Oúzerien an der Promenade Platz. Der Mesédes-Teller für 6 € enthält Käse- und Gurkenstücke, Tsatsíki, geschmorte Kartoffeln und Zucchini, frittierten panierten Fisch, Kartoffel-Knoblauch-Püree und dazu Brot. Man sitzt toll hier: Wenn man mit dem Stuhl umkippt, landet man bereits im Meer.
Gestärkt und ausgeruht spazieren wir durch die Stadt, hoch zum Kastro. Dort besuchen wir das Nonnenkloster "Moní Tímiou Pródromou", das einen Großteil des Festungsareals ausmacht. Als wir es wieder verlassen wollen, weist uns eine freundliche Nonne, durch den Klostergarten bis zum Kreuz zu gehen. Die paar Meter lohnen sich: Von hier oben kann man sowohl das gesamte Kloster, wie auch die Stadt wunderbar überblicken. Und wieder einmal stehen im Garten Orangenbäume, die ihren betörenden Duft verbreiten.
In der frühbyzantinischen Kuppelkirche, die neben dem Klostereingang steht, zeigt sich mal wieder der unverkrampfte Umgang der Griechen mit Kirche: Neben dem ewigen Licht steht eine Oúzoflasche. Sie enthält jedoch nicht den Originalinhalt, sondern Öl zum Nachfüllen des Lämpchens.
Der Anblick des Strandes auf der Südseite der Festung bringt uns auf die Idee, dort einen kleinen Aufenthalt einzulegen. Vorher brauchen wir aber noch eine Erfrischung, die wir in Form von Kafé frappé, kalter Schokolade und einem griechischen Mokka wieder an der Promenade zu uns nehmen. Während wir dort sitzen, frischt der Wind zunehmend auf und treibt Wolken heran. Als wir dann später den Strand erreichen, ist es bewölkt, stürmisch und kühl, so dass Baden unmöglich ist - Wetter und Brandung lassen eher das Gefühl von Nordsee aufkommen.
Verstehen kann's nicht, wer es nicht erfahren.
(Dante Alighieri)
Nach Pýlos zurückgekehrt mache ich einen Gang durch den Ort, zur großen neuen Kirche und weiter um die Oberstadt herum, wo man verschiedene schöne Aussichtsmöglichkeiten auf die Navarino-Bucht, die Stadt und ihren Hafen hat. Nach einer kurzen Pause im Hotel gehen wir zum Abendessen in eine Taverne, die ihren Pavillon am Ufer mittels Terrassenstrahlern beheizt. Mit großem Appetit machen wir uns über Taramosaláta (Fischrogencreme), Tsatsíki, Flogéres (frittierte, mit Käse und Schinken gefüllte Teigröllchen), Keftédes, Pommes, eine Gyros-Platte und Guvétsi (geschmortes Lammfleisch mit Reisnudeln) her. Dazu sind ein paar Mythos, Cola und Limo notwendig. Mit der Rechnung kommt auf Kosten des Hauses für Jana und mich ein Digestif aus Oúzo und Orangensaft. Ein üppiges und sehr gutes Osteressen!