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Auch heute Morgen werden wir von wahrem Kaiserwetter begrüßt. Unser Tagesziel ist Monemvasía an der Ostküste des östlichen Fingers. Auf dem Weg dorthin durchqueren wir die Schwemmlandebene des Evrótas, in der auf vielen Quadratkilometern ausschließlich Orangen angebaut werden.

Kurz nach 10 Uhr erreichen wir Monemvasía. Schon die Lage des Ortes ist einmalig: Rund 300 Meter vor der Küste ragt ein steiler Felsen aus dem Meer, auf dessen Sockel der Ort auf der dem Festland abgewandten Seite liegt. Im Ort selbst gibt es keine Straßen, Autos sind demzufolge hier nicht möglich und müssen vor der Stadtmauer stehen bleiben. Alles im Ort muss per Hand, auf Mulis oder Pferden transportiert werden. Da an vielen der alten Häuser Restaurierungsarbeiten stattfinden, können wir uns live davon überzeugen, was es für eine Mühe bedeutet, Bauschutt, Steine und Mörtel auf diese Weise zu befördern. Der Lohn der Mühe ist ein Ort, der so zauberhaft und pittoresk ist, wie kaum ein anderer.

Diese Häuser sind keine Monumente. Für mich ist es der Ort, der monumental ist.
(Vassilis Tsegis)

Das Stadtbild ist vollkommen homogen, kein einziges Haus leistet sich einen architektonischen Ausbruch. Es gibt einen kleinen Ortsplatz, ansonsten stehen die Häuser dicht beieinander, getrennt nur durch enge Gassen, Durchgänge und Treppenstufen, oft von Ranken überwachsen. Die wenigen freien Ruinengrundstücke gleichen jetzt im Frühling einem Blumengarten. Der steil am Felsen hoch gewachsene Ort ist vollständig von einer gut erhaltenen Stadtmauer aus venezianischer Zeit umgeben.

Über einen steilen Treppenweg gelangt man zur alten Oberstadt, deren Ruinen hoch auf dem Felsplateau liegen. Schon auf halber Höhe hat man einen tollen Blick auf die Häuser, von oben ergibt sich dann eine phantastische Aussicht über den gesamten Ort. Das Blütenmeer, das sich zwischen den alten Steinen entfaltet, könnte manchen Hobbygärtner neidisch machen.

Nachdem wir uns vom schweißtreibenden Aufstieg erholt und die Aussicht ausreichend lange genossen haben, steigen wir wieder bergab und gönnen uns zur Erfrischung eine vorgezogene Kaffeepause auf einer Terrasse, wo wir im Halbschatten sitzend einen erstklassigen Ausblick auf Ort und Meer genießen können. Eine leichte, vom Meer her wehende Brise, vervollkommnt das Urlaubsglück.

Sonne, leuchte mir ins Herz hinein - Wind, verweh mir Sorgen und Beschwerden!
Tiefere Wonne weiß ich nicht auf Erden, als im Weiten unterwegs zu sein.
(Hermann Hesse)

Im Anschluss bummeln wir erneut durch die Unterstadt und auf der Stadtmauer entlang. Diese fällt steil zum Meer hin ab und hat einen versteckten Durchgang, der zum Wasser führt. Es ist sommerlich warm und jetzt, zur späten Mittagsstunde, füllen sich die Gassen mehr und mehr mit hungrigen Gästen. Wir kehren indessen zum Auto zurück, fahren zum festlandseitigen neuen Ortsteil Géfira und gönnen uns dort jeder ein riesiges Schokoladeneis. Vom Ufer aus können wir einen letzten Blick auf den mächtigen Felsen werfen.

Auf der Rückfahrt finden wir ungeführ sieben Kilometer vor Gýthio eine namenlose kleine Bucht, die nur über einen Trampelpfad durch dornige Macchie zugänglich ist. Einen einzigen Angler finden wir dort vor, ansonsten nur sehr feinen Sand, der flach ins Meer abfällt. Das Wasser ist zwar noch ziemlich kalt, aber die Sonne scheint intensiv und so kann man hier schon baden, sich bräunen, im Sand liegen oder was immer man an einem Strand so tun mag.

Müde und hungrig vom Sonnenbad kehren wir am späten Nachmittag ins Hotel zurück, nehmen als Zwischenmahlzeit eine leckere Spanakópita und ruhen uns bis zum Abendessen aus. Zu diesem gehen wir später in eine Taverne, wo wir auf einer Veranda im ersten Obergeschoss gebratene Auberginen, Tsatsíki, Biftéki und Keftédes (verschiedene Arten von Fleischbällchen), marinierten Octopus und Pommes mit Mythos, Cola und Limo hinunterspülen. Der Abend endet wie an den Vortagen auf dem Hotelbalkon, unterstützt von einem Gläschen Oúzo.