Gestärkt vom Kaffee- und Keks-Frühstück im Hotel beginnen wir unseren letzten Tag in Thessaloníki bei kühlem, bewölktem Himmel mit dem Aufstieg zur Stadtmauer, aber bei dem Wetter ist die Aussicht vom Trigonion-Turm nicht berauschend. Wir folgen dem Verlauf der Mauer nach Westen bis zum Kloster Vlatadon, wo in der uralten Klosterkirche ein gut besuchter Gottesdienst stattfindet (nicht unerwartet am Karfreitag). Nebenan zeigen sich die Pfauen in der zum Kloster gehörenden Voliere von der frommen Zeremonie vollständig unbeeindruckt und präsentieren uns zahlreiche bunte Federkreise. Von dort aus machen wir einen Abstecher durch die Altstadt, kommen an der Kirche Ágios Nikoláos Orphános vorbei (auch hier findet gerade ein vollbesetzter Gottesdienst statt) und kehren auf diesem Weg in die Unterstadt zurück.
Als Steven in Thessaloniki [...] gefragt wurde, warum er diese Reiseroute gewählt hatte, antwortete
er, [...] er wollte eine Reise auf alten Pfaden unternehmen und darüber berichten.
(Theodoros Grigoriadis)
Am Galerius-Bogen stärken wir uns mit zwei zwischenzeitlich gekauften Spanakópita und beobachten die Passanten: Einkäufer, Studenten, Kirchgänger und Reisegruppen. Anschließend nehmen wir die Gelegenheit war, die Rotunda von innen zu besichtigen. Der große, geschichtlich interessante Rundbau war in den letzten Jahren immer geschlossen, heute ist er geöffnet, da - ungeachtet der laufenden Restaurierungsarbeiten - im Innenraum ein Gottesdienst stattfindet. Welch Zufall: In der nur wenige Meter entfernten Ágios Panteleímonas findet auch gerade ein Gottesdienst statt, genauso wie in allen anderen Kirchen der Stadt, und davon gibt es in Thessaloníki mehr als irgendwo anders: Große und kleine, neue, alte und ganz alte und viele stehen auf ihren originalen, frühchristlichen Fundamenten, was stellenweise sehr pittoresk aussieht, da sich das Bodenniveau der Neustadt in den vergangenen 1500 Jahren um einige Meter gehoben hat.
Während wir durch die Straßen ziehen und nach Souvenirs Ausschau halten, wird es zusehends sonniger und bald sehr warm. So arbeiten wir uns mit vielen Kehren bis zum Weißen Turm vor, wo wir die Gelegenheit nutzen, auf der schattigen Bank einer nahegelegenen Grünanlage eine kleine Verschnaufpause einzulegen.
Der spiralförmige Gewölbegang, der im Inneren des Weißen Turms mit unangenehm schrägen Treppenstufen hinauf führt, ist wohltuend kühl und oben weht eine erfrischende Brise. Trotz der unspektakulären Höhe hat man von hier eine schöne Aussicht über die Stadt, vor allem auf die verkehrsreiche Promenade Nikis. Diese gehen wir später bis zum Aristoteles-Platz entlang, wenden uns dann in die Aristoteles-Straße, wo wir uns in einem der zahlreichen gemütlichen Straßencafes zu einer Mittagspause niederlassen. Hier kann man bei einem kühlen Getränk beliebig lange sitzen und das bunte Treiben auf der breiten Fußgängerstraße verfolgen. Es ist viel los hier, keine Spur von Karfreitags-Ruhe!
Anschließend unternehmen wir einen Abstecher zur Kirche Agía Sofía, hier findet zwar gerade kein Gottesdienst statt, trotzdem ist die Kirche ziemlich voll und es dauert einige Zeit, bis ich begreife, dass die Menschenmassen hier Schlange stehen, um den in der Mitte der Kirche aufgebauten Epitáphios zu verehren. Von dort aus ziehen wir zu einer finalen Shoppingtour los. Kreuz und quer führt unser Weg durch die lebhaften Straßen und Märkte der Stadt. Wie jedes Mal fasziniert mich besonders der zentrale Vláli-Markt, hier sind gerade heute die Lämmer für das traditionelle Ostergrillen der Renner.
Am späten Nachmittag werden wir fußlahm und benötigen erst ein größeres Eis, dann eine weitere Kaffeepause, die wir wegen der angenehmen Atmosphäre wie am Mittag in einem Cafe auf der Aristoteles-Straße verbringen. Aber wir merken, dass die Luft allmählich raus ist und der Urlaub sich zum Ende neigt. Gemütlich schlendern wir zum Hotel zurück, wo wir während des Tages unsere Koffer deponiert haben. An und in der Dimítrios-Kirche sind unterdessen die organisatorischen Vorarbeiten zum Höhepunkt der Osterfeiern im vollen Gange: Straßen sind geräumt, Absperrungen aufgebaut, TV-Teams postieren ihre Kameras, fliegende Händler bieten Kerzen und Weihrauch zum Verkauf - eben das volle Programm. So interessant es wäre, hier noch ein, zwei Stunden bis zum Begin der Karfreitagsfeier zu verweilen, so sind wir doch müde gelaufen und ausgepowered. Vom Hotel aus lassen wir uns ein Taxi bestellen, das uns zum Flughafen bringt. Urlaub Ende!