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Der Morgen verheißt, wie der Blick aus dem Hotelzimmer zeigt, bestes Wetter und hat eine angenehme Überraschung parat: Unser Auto, gestern noch schlammverkrustet vom Ausrutscher des ersten Tages, glänzt in der Sonne - irgendein freundliches Heinzelmännchen muss den Wagen mit einem Schlauch abgespritzt haben.

Zur Weiterfahrt in Richtung Vólos überqueren wir zuerst das Gebirge. Leider ziehen sich die Wolkenschleier allmählich dichter zusammen, aber wir kommen auf der Autobahn sehr zügig voran und der Anblick der malerischen Landschaft entlang des Golfs von Maliakós erfreut das Herz. Die enge Verzahnung zwischen Meer und Bergen erinnert an die Schweizer Alpenseen. Überall im Land steigen dünne Rauchsäulen zum Himmel empor: Jetzt im Frühling ist die Zeit, in der die Olivenbäume beschnitten werden und alles was nicht lohnt, als Brennholz für den Winter aufbewahrt zu werden, direkt an Ort und Stelle verbrannt wird. Der aromatische Geruch der Olivenholzfeuer hüllt stellenweise ganze Landstriche ein.

Die seit Jahrzehnten geplante Umgehungstraße um Vólos ist noch immer nicht fertig gestellt, so bleibt uns nicht anderes übrig, als uns mitten durch die Stadt zu quälen. Unterwegs halten wir kurz an, versorgen uns mit Bougátsa und Spanakópita (einer mit Spinat gefüllten Teigtasche) und erreichen gegen Mittag Kalá Nerá. Da das Hotel, in dem ich vor drei Jahren eine Bleibe gefunden hatte, scheinbar noch nicht geöffnet hat, quartieren wir uns im Hotel "Agelis" ein, wo wir für angemessene 35 € direkt drei Übernachtungen buchen. Da wir aufgrund der eben erst verspeisten Zwischenmalzeit keinen wirklichen Bedarf für ein Mittagessen verspüren, nehmen wir nur einen Bauernsalat und setzen uns dazu in eine Taverne, direkt am Meer. Der Chef vom unmittelbar nebenan gelegenen "O Paris", jener Taverne, wo ich 2003 drei Abende sehr gut versorgt wurde, schaut mich seltsam an, so als würde er mit meinem Gesicht etwas anfangen können, sagt aber vorerst nichts.

Da es für einen Strandaufenthalt zu bewölkt ist, entscheiden wir uns, in die Berge, nach Miliés zu fahren. Dort lassen wir den Wagen am Dorfplatz stehen, besichtigen die Taxiárches-Kirche mit ihren wertvollen alten Fresken und gehen von dort aus zu Fuß weiter durch die vegetations- und tierreichen Berge des Pílion bis zum Nachbarort Vizítsa. Der Ort ist, wie ich ihn liebe, malerisch und ruhig und der kleine Dorfplatz strahlt unverändert jene friedliche Idylle aus, die mich schon vor 24 Jahren fasziniert hat.

Ich musste das Wort Griechenland wiederholen, denn ich hatte das seltsame Gefühl, in der Heimat zu sein, an einem so vertrauten Ort, so ganz wie "zu Hause".
(Henry Miller)

Vor dem Rückweg frischen wir mit einem mächtigen Eisbecher unsere Kräfte auf, so dass uns der Gang leichter fällt (oder liegt es am bergab gehen?). Dadurch haben wir mehr Aufmerksamkeit für die Schönheit der Umgebung, die spatzengroßen Zikaden, die begrünten Berge, reich an Wasserfällen und Bächen und die allenthalben blühenden Blumen und Bäume. In Miliés angekommen können wir natürlich nicht darauf verzichten, auf dem Dorfplatz eine Pause mit Kafé frappé und Kakao einzulegen, bevor wir schließlich nach Kalá Nerá zurückkehren.

Als wir im Hotel ankommen, erwartet uns der Besitzer persönlich. Er hat viele Jahre in Zürich gelebt, spricht gut deutsch und ist offensichtlich froh, nach langer Zeit mal wieder deutsche Gäste zu haben. Er lädt uns ein, etwas zu trinken und bietet mir Tsípouro an, selbstgebrannt, wie er ein wenig stolz bemerkt. Der Tsípouro ist nicht nur ungemein lecker, sondern auch mehr als reichlich eingeschenkt und so kommt bald ein lebhaftes Gespräch in Gang. Schnell hat er bemerkt, dass meine Landes- und Ortskenntnisse die eines Pauschaltouristen geringfügig übersteigen, worauf die Atmosphäre richtig herzlich wird. Schließlich wird es Zeit für das Abendessen, so dass ich ein weiteres Glas ablehnen kann, ohne die Regeln der Höflichkeit zu verletzen.

Nachdem wir uns frisch gemacht haben kehren wir bei "O Paris" ein. Diesmal spricht mich der Besitzer des Lokals an und in seiner Freude, einen altbekannten Gast begrüßen zu dürfen, holt auch er die Tsípouro-Flasche hervor. Auch der Vorspeisenteller gehört noch immer zum festen Repertoire seiner Gastfreundschaft. Dieser besteht heute aus geräucherten Fischchen, Oliven und Galotíri. Danach gibt es frittierte Zucchinischeiben, gegrilltes Hähnchen mit Pommes und natürlich Mythos-Bier. Zum Abschluss des ausgezeichneten und nicht zu teuren Mahls gibt's einen weiteren Tsípouro spendiert, den dritten kann ich mit Hinweis auf den vorangegangenen Selbstgebrannten gerade eben noch abwehren. Zur Verdauung machen wir einen Spaziergang entlang der wunderbaren Uferpromenade und kehren dann ins Hotel zurück, wo ich den milden Abend wie am Vortag mit einer Zigarre im Sternenlicht ausklingen lasse.

Itéa:


Unterwegs:


Kalá Nerá:


Miliés:


Vizítsa:


Pílion:


Miliés: