Griechenland ist das, was jedermann kennt, auch wenn er noch nie dort gewesen ist, auch wenn er ein
Kind oder ein Idiot oder noch ungeboren ist.
Griechenland ist so, wie man erwartet, dass die Erde - gäbe man ihr die Möglichkeit dazu - aussehen
sollte.
(Henry Miller)
In diesem Jahr steht die Reise unter dem Motto "The next generation": Meine 13-jährige Tochter Jana wird mich begleiten und deshalb führt die Tour nicht zu neuen Zielen, sondern zu Orten, die mir bekannt sind und von denen ich glaube, dass sie zu den schönsten und eindrucksvollsten gehören und zu den geeignetsten, um der nächsten Generation meine Begeisterung für das Land, die Menschen und die Kultur zu vermitteln. Aus diesen Gründen orientieren wir uns an meiner Tour von 2003, denn sie bietet:
Die Reise beginnt am späten Nachmittag auf dem Kölner Flughafen, wo ein Grieche mittleren Alters mit Handy in der einen und der klappernden Spielkette in der anderen Hand schon vor dem Abflug beim Einchecken den unverkennbar griechischen Akzent setzt. Der Airbus A320 hebt bei leichtem Nieselregen pünktlich ab und der Flug wäre auch im weitern Verlauf recht angenehm, wenn nicht mein Sitznachbar - eine Mischung aus Jean Reno und südbulgarischem Ziegenhirten - von einer penetranten Wolke aus kaltem Zigarettenrauch und einer Überdosis billigen Rasierwassers umgeben wäre. Glücklicherweise verkündet der Pilot bald nach dem Start, das aufgrund eines ungewöhnlich starken Rückenwindes der Flug nur gut zwei Stunden dauern wird.
Während wir die Alpen überfliegen, senkt sich die Sonne langsam dem Horizont entgegen und verzaubert den Ausblick auf die tief verschneiten Berge unter uns. In Thessaloníki angekommen, wird der Zeitvorsprung des kurzen Fluges dadurch aufgebraucht, dass das Kofferband defekt ist. Nach 25 Minuten versucht endlich ein Flughafenangestellter durch eine fachkundige Überprüfung aller Not-Aus-Schalter das Laufband aus seiner Lethargie zu befreien - der Erfolg ist leider nicht erkennbar. Erst nachdem ein höherrangiger Angestellter exakt die gleiche Prozedur mit exakt dem gleichen Ergebnis wiederholt hat, sehen die verantwortlichen Stellen ein, dass dieses Band an diesem Abend wohl nicht mehr zu bewegen ist und weichen auf das benachbarte Band aus. Warum diese Erkenntnis eine halbe Stunde dauern musste, wird wohl niemals jemand erfahren...
Nachdem wir das Gepäck schließlich in Händen halten, geht alles sehr schnell. Der Taxifahrer versteht zwar kein einziges Wort englisch, nicht einmal den Begriff "Hotel" scheint er zu kennen, aber da ich zum Glück die Adresse aufgeschrieben zur Hand habe, ergibt sich daraus kein wirkliches Problem. Einmal losgefahren schafft er den Weg zum Hotel "Orestías Kastoriá" in der Innenstadt, für den ich 45 Minuten eingeplant hatte, in der Hälfte der Zeit und zu einem Preis, für den man sich in Deutschland gerade eben erst angeschnallt hätte (15 €).
Die Zimmerreservierung per Internet hat jedenfalls einwandfrei funktioniert und so stehen wir schon wenige Minuten später auf dem kleinen Balkon des Hotelzimmers und blicken in einer milden, sternenklaren Vollmondnacht auf den Platz der ausgegrabenen römischen Agora. Ein guter Anfang!