Zu den Bildern

Am Morgen ist der Himmel von einer hohen Wolkenschicht bedeckt, so dass wir keine rechte Lust zum Baden verspüren, sondern uns statt dessen auf den Weg nach Kalí Liménes - dem antiken Lasäa - machen, dem südlichsten Ort Kretas, dessen Naturhafen im Altertum einer der wenigen Stellen der Südküste war, wo Schiffe anlegen konnten. Auf seiner Reise nach Rom ging der Apostel Paulus im Jahre 59 hier an Land, um die Lehre des Christen auf Kreta zu verkünden.

Das heutige Kalí Liménes ist allerdings kaum der Rede wert: Es ist ein kleiner Fischerhafen mit einem einsamen Sandstrand, einer Ölverladestation auf der vorgelagerten winzigen Insel Nísos Megaloníssi, einer Handvoll Häuser und einer einzigen Taverne, die jetzt in der Nachsaison allerdings schon geschlossen hat. Die Fischerei wird dagegen noch aktiv betrieben, das beweist das Aroma der zahlreich herumliegenden Netze. Und auch infrastrukturell bleiben keine Wünsche offen: Das Büro der Küstenwache ist gleichzeitig Busbahnhof, Postamt und Telefonstation.

Von Kalí Liménes folgen wir der Küstenstraße in Richtung Osten und finden weitläufige, menschenleere Kiesstrände, an denen wir nur einen kurzen Aufenthalt einlegen. Die Asteroussia-Bergkette, die die Messará-Ebene von Kretas Südküste trennt, lehrt einen, was Einsamkeit bedeutet; insgeheim bete ich, dass unser Mietwagen nicht ausgerechnet hier auf der Strecke bleibt. Auf dem Rückweg kommen wir durch Míres und da der Himmel inzwischen wieder freundlich ist, beschließen wir spontan, unsere Mittagspause nicht im Hotel, sondern in dem Kafenion, das wir vor einigen Tagen schon mal aufgesucht haben, zu verbringen. Man sitzt hier wunderbar entspannt unter Bäumen im Schatten und kann das lebhafte Treiben auf der Straße verfolgen. Wir bleiben lange sitzen.

Als wir am Nachmittag ins Hotel zurückkehren, lohnt es sich nicht mehr, noch mal an den Strand zu fahren. Stattdessen mache ich mit den Kindern einen ausgedehnten Spaziergang in einem weiten Bogen um Sívas herum. Mit den frisch vom Wegesrand geschnittenen Bambusstöcken können wir gut nachvollziehen, wie die Olivenernte vonstatten geht: Sie werden aus dem Baum geschlagen und fallen in große, unter den Bäumen ausgebreitete Netze, die für die bevorstehende Ernte bereits allerorts herumliegen. David ist mutig genug, eine unreife, rohe Olive zu probieren: Den extrem bitteren Geschmack wird er wohl seinen Lebtag nicht vergessen. Am Abend besuchen wir mal wieder die Taverne im Ort.

Kalí Liménes:


Sívas Umgebung: