Als wir in Larissa in den Hellas-Express bis Athen einsteigen, wird uns bewusst, wie sehr wir uns bereits an die hierzulande herrschenden Temperaturen gewöhnt haben. Bei angenehmen 35°C im Schatten können wir die vorüberziehende Landschaft entspannt genießen, während die anderen, gerade ankommenden Reisenden, sichtlich unter der Hitze leiden.
Aber diese Stunde, und die nächste dann, [...] da wir in die Eisenbahn stiegen und durch Böotien und Attika
getragen wurden, bis der Zug in der Bahnhofshalle von Athen einlief, sah ich eine Landschaft, die keinen Namen hat.
(Hugo von Hofmannsthal)
Bei der Ankunft in Athen erleben wir eine witzige Anekdote: Der Athener "Hauptbahnhof" ist nicht gerade das, was man sich als Deutscher unter dem Hauptbahnhof einer 4½-Millionen-Metropole vorstellen würde. Genauer gesagt: Er besteht lediglich aus einem einzigen Bahnsteig! Nachdem wir die aufdringlichen Prospekt-Verteiler der zahlreichen Interrailer-Hotels abgewehrt haben (wir wissen schließlich, wo wir übernachten wollen) und der Zug gehalten hat, versuchen wir einem mitreisenden deutschen Pärchen klar zu machen, dass wir bereits den Athener Hauptbahnhof erreicht haben. Nach einem Blick aus dem Zugfenster - man sieht zwei Gleise und einen schäbigen Bahnsteig - glauben die beiden, dass wir uns einen Scherz mit ihnen erlauben und bleiben sitzen. Erst Minuten später sehen wir zufällig, wie sie kopfschüttelnd und ungläubig schauend den noch immer regungslos stehenden Zug verlassen.
Wir quartieren uns wieder im gleichen "Hotel" ein, wie damals noch zu viert bei unserem ersten Athen-Aufenthalt. Zum Abendessen suchen wir die ebenfalls bekannte und bewährte Taverne auf. Zum erstenmal traue ich mich an Oktopus heran. Die mit Saugnäpfen besetzten Tentakeln kosten mich schon etwas Überwindung, aber letztendlich kann ich mich mit dem Tintenfisch durchaus anfreunden. Dass die Portion groß und sehr preiswert ist, trägt bestimmt einen Teil dazu bei.