Heute wollen wir uns den Kanal von Korinth anschauen. Wir nehmen dazu erneut den Bus nach Argos, um dort mit dem Zug weiter über Korinth bis nach Isthmos zu fahren, einer winzigen Bahnstation in unmittelbarer Nähe der Kanalbrücken. An dieser Stelle überspannen insgesamt drei Brücken den nicht einmal 30 Meter breiten Durchstich, der die Peloponnes zu einer Insel macht: Zwei direkt nebeneinander liegende Brücken für die Autostraße (für jede Fahrtrichtung eine eigene Brücke) und wenige hundert Meter nördlich die Eisenbahnbrücke. Die tief dunkel türkisblaue Farbe des Wassers am Grund des fast senkrecht eingeschnittenen Kanals übt eine eigenartige Faszination aus, die sich in einem üppigen Besucherandrang äußert.
Abseits der Massen erlauben wir uns einen besonderer Adrenalinkick: Einen Gang unter die Eisenbahnbrücke. Auf dem schmalen Metallsteg, nur durch einen halben Zentimeter Stahl von der 60 Meter tiefer liegenden Wasseroberfläche getrennt, ist mir schon ein bisschen flau zumute, so dass ich für das massive Metallgeländer dankbar bin. Im Gegensatz zu mir, ist Rolf jeder Gedanke an Höhenschwindel vollkommen fremd.
Vor der Rückfahrt haben wir eine ausgiebige Gelegenheit zur meditativen Pause am Bahnhof von Isthmos, da der Zug infolge eines technischen Defekts erst mit 2½ Stunden Verspätung einläuft. Als wir endlich in Nafplion angekommen sind, bittet uns ein Bauer, der am Straßenrand vergeblich versucht seinen Pick-Up zu starten, um Hilfe. Mit gemeinsamer Anstrengung geling es uns, den Wagen anzuschieben und wir bekommen zum Dank eine der Honigmelonen geschenkt, die übrig geblieben noch auf der Ladefläche liegen. Mit dem Genuss der hochreifen und überaus delikaten Melone überbrücken wir die Zeit bis zum Abendessen in unserem "Stammlokal".